Auf unserer Herbstwanderung durch die Völser Aicha, wo die Krokusse auf den Wiesen stehen und Nuss- und Kastanienbäume gelbe Tupfer in die Landschaft zaubern, begegnen wir einem Bauern und seinen Buaben, die vier Kühe vom Anhänger auf die taunasse Wiese entlassen.
Noch einmal Freiheit schnuppern und frisches Gras fressen, bevor sie den Winter im Stall verbringen.
Wir Wanderer mit unseren Kindern – meine Tochter, ihr Bruder und die vier Kinder unserer Freunde – beobachten fasziniert, wie der älteste Sohn des Bauern die Kühe geschickt herunter lotst. Und es in kurzer Zeit schafft, dass vier zufriedene Felldamen auf der Wiese stehen.
Ein bisschen Geduld braucht es dabei schon, aber die Tiere scheinen Vertrauen zum Bauern zu haben, der den Kühen den Hals krault, ganz gemächlich tut und sich daüber amüsiert, dass wir seine Zuschauer sind.
Und während seine Buaben ihr Bestes geben, die Kühe über die Rampe herunter zu losten, wendet sich der Bauer an uns und sagt: „Immer wenn es schnell gehen muss, musst du langsam tun. Weil wenn du langsam tust, erst dann geht es schnell.“
Dabei lacht er und wendet sich wieder seinen Kühen zu.
Und auch ich muss lächeln. Fasziniert, von der Synchronizität des Lebens, weil ich diesem Satz, diese Woche nun schon zum dritten Mal begegne.
Zuerst in Form einer Klientin, die genau mit diesem Thema „stressiger Alltag und nicht zur Ruhe kommen“ bei mir in Behandlung war. Dann in Form eines zufällig aufgeschnappten Spruchs in den Social Medias und jetzt in Form dieses freundlichen Bauerns, mit seinen lachenden Augen und der sonnengebräunten Haut.
Ich weiß, dass mein Verstand dieser Weisheit nichts abgewinnen kann. Und habe trotzdem gelernt, mich auf das einzulassen, was sich für mein Gefühl richtig anspürt.
Etwa diesen „zufälligen“ Begegnungen im Außen Beachtung zu schenken.
Den kleinen Zeichen im Alltag.
Den Menschen, die dir zufällig etwas sagen, was dein Herz berührt.
Oder den Symbolen, die etwas in dir ansprechen, das gesehen werden will.
Im Sommer waren das bei mir die Herzen.
Bei allen Wanderungen und Spaziergängen – ständig begegneten mir Herzen.
Stein Herzen.
Wurzel Herzen.
Wolken Herzen.
Und natürlich Cappuccino Schaum Herzen!
Und jedes Mal habe ich mich darüber gefreut und mich gewundert.
Aber so ist das halt manchmal, dass unser Verstand nicht mitkommt und wir trotzdem spüren – das ist wahr und richtig für mich.
Genau so wie es wahr uns richtig für mich ist, diesen Zeichen Beachtung zu schenken und ihnen zu folgen.
Entscheidungen zu treffen, entgegen aller Logik und trotzdem zu wissen: es ist richtig so.
So hatte ich diese Woche wieder einmal einen super stressigen Tag.
Da stehe ich um 5.30 Uhr auf, trinke in absolutem Alleinsein meinen ersten Kaffee (herrlich!), tippe schon ein paar Zeilen am Computer, weil ich gerade ein Seminar vorbereite, richte das Frühstück für die Familie her. Um mich nach dem Frühstück mit paralleler Haushaltsführung a la Aufräumen und Waschmaschine einschalten, meiner Arbeit als Therapeutin hin zu geben, wobei ich dazwischen noch mein Kind von der Kita abhole, Mittagessen koche, einen Ratscher mit meiner Mama mache, meine Tochter zum Kindertanzen begleite, die Kinderkleidung für den Tauschmarkt aussortiere und den Handwerker für die Heizung koordinierte.
An diesem Tag zu Mittag kam dann der Moment, wo ich mir dachte: so, das mit dem langsamer werden bei Stress, das probiere ich jetzt und schalte einen Gang zurück.
So habe ich mich, während meine Tochter schlief und ich eigentlich tausend Dinge erledigen wollte, bewusst hingesetzt und mich in meine derzeitige Lese Lektüre (Rock Your Life vom Scorpion Rudolf Schenker – sehr empfehlenswert!) vertieft.
Und erst mal gar nichts erledigt.
Und ein Buch gelesen, wie wenn die Heinzelmännchen in der Zwischenzeit die Küche aufräumen, das Apfelkompott für den Nachmittag kochen oder das Bad putzen würden.
Haben sie natürlich nicht gemacht (meine sind eher vom Schlag – ich versteck dir die zweite Socke)
Und trotzdem habe ich dann am Abend festgestellt, aha, ich war am Nachmittag deutlich entspannter und gelassener. Und die wichtigsten Dinge konnte ich ja trotzdem erledigen.
Wenn du magst, kannst du ja mal versuchen, in stressigen Zeiten langsamer zu gehen.
Langsam gehen, wenn es schnell gehen müsste.
Für mich eine spannende Übung, die funktioniert. Weil es energetisch darauf ankommt WIE wir etwas tun. Weil das WIE, also die Qualität unserer Handlungen beeinflusst, was dabei heraus kommt.
Zum Beispiel eine entspannte Mama, die den Kindertanz mit ihrer kleinen Tochter genießt. Eine entspannte Therapeutin, die noch Zeit für einen Ratscher hat. Oder eine entspannte Partnerin, die sich auf den gemeinsamen Abend mir ihrem Partner freut.
Habt einen schönen Herbst!
Herzallerliebste Grüße,
Carolin Meerle